Praktische Tipps von Claudia Melzer: Wie schreibe ich eine Initiativbewerbung richtig?
Highlights
Praktische Tipps von Claudia Melzer
Die nachfolgenden Fragen rund um das Thema Initiativbewerbung wurden von Claudia Melzer, Consultant der EL-NET GROUP, verfasst.
Wann eine Initiativbewerbung sinnvoll ist.
Ein entscheidender Unterschied zwischen einer klassischen und einer Initiativbewerbung besteht darin, dass sich BewerberInnen mit einer klassischen Bewerbung auf eine bestimmte Position und mit einer Initiativbewerbung bei einem bestimmten Unternehmen bewerben.
Eine Initiativbewerbung kann als eine gute Möglichkeit genutzt werden, um sich von anderen Bewerbenden abzuheben. Der/die BewerberIn steht damit in keiner direkten Konkurrenzsituation, weil kein Bezug auf eine Stellenanzeige genommen werden muss. Natürlich gibt es einiges zu beachten, damit die Initiativbewerbung auch einen guten Impuls setzt und PersonalerInnen oder andere verantwortliche Personen darauf reagieren. Es ist sehr wichtig, die eigene Motivation besonders herauszustellen, Stärken zu betonen und vor allem einen Bezug zum Unternehmen und zur Wunschposition herzustellen.
Initiativbewerbung: Kurzbewerbung oder ausführliches Anschreiben?
Ein Anschreiben ist bei einer Initiativbewerbung sehr wichtig. Dabei darf das Anschreiben auch etwas ausführlicher sein, sollte aber eine DIN A4 Seite nicht überschreiten. Einfach nur einen Lebenslauf zu schicken als Anhang einer E-Mail, womöglich noch mit einer Floskel wie „Hiermit übersende ich Ihnen …“, führt meist direkt zur Absage. Ein gutes Anschreiben sollte zeigen, dass eine intensive Beschäftigung mit dem jeweiligen Unternehmen stattgefunden hat. Auch sollte es die Motivation der/des Bewerbenden ausdrücken, warum gerade dieses Unternehmen fürs sie/ihn interessant ist und wie die eigenen Stärken in das jeweilige Unternehmens- oder Branchenumfeld passen. Außerdem können Bewerbende im Anschreiben Ehrgeiz und Engagement vermitteln und Proaktivität zeigen, indem sie zum Ausdruck bringen, warum sie diese Bewerbung schreiben.
Wie sieht ein sehr gutes Anschreiben einer Initiativbewerbung aus?
Versuchen Sie, sich in die Lage des Empfängers zu versetzen. Im Anschreiben muss erkennbar sein, welchen Mehrwert Sie für das Unternehmen bringen, denn das Unternehmen weiß ja bislang noch nicht, dass es Sie braucht!
Achten Sie bei der Erstellung des Anschreibens auf formale Korrektheit, aktive Formulierungen und die Vermeidung des Konjunktivs. Zudem sind auch einige inhaltliche Standards zu beachten:
E-Mail:
- Betreff. Aus der Betreffzeile sollte der Empfänger direkt entnehmen können, auf welche Position Sie sich bewerben und – bei größeren Unternehmen – an welchem Standort.
- Anrede. Die persönliche Anrede ist wichtig. So kommt sich der Adressat nicht austauschbar vor. Finden Sie dazu keine Information auf der Website des Unternehmens, rufen Sie an und fragen Sie direkt nach. Positiver Nebeneffekt: Sie hinterlassen direkt einen guten Eindruck.
- Einleitung. Nehmen Sie in der Einleitung Bezug auf das Telefonat und schaffen Sie so einen Wiedererkennungswert.
Initiativbewerbung:
- Einleitung. Mit Standardfloskeln wie „Hiermit bewerbe ich mich auf eine Stelle als“ endet häufig das Interesse des Empfängers weiterzulesen. Stellen Sie einen Bezug zum Unternehmen her, z.B. über eigene Interessen, Hobbys etc. und kommen Sie darüber direkt auf Ihre Wunschposition zu sprechen, die Ihre eigenen Stärken und Kompetenzen spiegelt.
- Hauptteil. Betreiben Sie Eigenmarketing! Hier kommt es auf den Ton an: Seien Sie selbstbewusst – aber Achtung, sowohl Eigenlob als auch Untertreibung sind nicht ratsam. Erläutern Sie stattdessen Übereinstimmungen zwischen der eigenen Berufserfahrung und Ihren Fähigkeiten und der Wunschposition (Wieso bin ich dafür geeignet? Was zeichnet mich aus? Warum soll der/die EmpfängerIn mich einladen?). Ergänzen Sie anschließend die wichtigsten Eigenschaften Ihrer Persönlichkeit und benennen Sie Ihre Soft Skills. Vermeiden Sie aber unbedingt eine Nacherzählung Ihres CVs.
- Schluss. Der Schlussteil enthält neben Ihrer individuellen Botschaft auch eine Information darüber, ab wann Sie verfügbar sind. Schreiben Sie, dass Sie sich auf den Kontakt freuen und nicht „freuen würden“. Da es keinen vorgegebenen Rahmen für eine Gehaltsvorstellung gibt, lassen Sie diese am besten weg.
Wie schreibe ich eine Initiativbewerbung als QuereinsteigerIn?
Wichtig als QuereinsteigerIn ist zunächst, dass Sie sich selbst im Klaren darüber sind, auf welche möglichen Positionen Sie sich bewerben möchten. Beantworten Sie sich selbst (ehrlich) Fragen wie: „Bin ich bereit für einen Neuanfang und dafür, von (jüngeren) KollegInnen Neues zu lernen?“ „Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für mich?“ Das eigene Hobby zum Beruf zu machen, ist nicht immer möglich, da Wunschvorstellungen oftmals nicht mit der Realität übereinstimmen und nicht jede Branche offen für QuereinsteigerInnen ist. Daher ist es wichtig, sich vorher intensiv mit dem Unternehmen, der Branche und dem Berufsbild auseinanderzusetzen und dies dann mit den eigenen Vorstellungen abzugleichen. Ggf. haben Sie in Ihrem Netzwerk jemanden, der oder die Ihnen Tipps geben kann?
Bereits in der Einleitung des Anschreibens müssen Sie als QuereinsteigerIn vermehrt Überzeugungsarbeit leisten. Geben Sie gute Gründe für Ihren Jobwechsel an. So wecken Sie Interesse und nehmen die größte Hürde, nämlich von RecruiterInnen oder PersonalerInnen zur Kenntnis genommen zu werden. Betonen Sie auch hier Ihren Mehrwert, indem Sie z.B. nützliche Erfahrungswerte in das Unternehmen einbringen können, die Sie in Ihrer langjährigen bisherigen Tätigkeit gesammelt haben.
Welche Qualifikationen gebe ich im Lebenslauf meiner Initiativbewerbung an?
Wichtig ist zunächst die Aktualität. Im Ausbildungsteil genügt der letzte Schulabschluss, Berufsausbildung und/oder Studienabschluss. Empfehlenswert ist im vorderen Teil ein Abschnitt, der zusammengefasst die Hard Skills und Soft Skills herausstellt, die wichtig für die neue Position sind. Sofern in jüngster Vergangenheit bereits Weiterbildungen absolviert wurden oder noch laufen, sollten diese ebenfalls einen prominenten Platz erhalten. Damit zeigen Sie Ihre Lernbereitschaft und Motivation. Ältere Fortbildungen sollten nur erwähnt werden, sofern diese thematisch passen.
Zusätzlich zum aktuellen Lebenslauf und Anschreiben gewinnt ein überzeugender Auftritt in den beruflichen Netzwerken LinkedIn und Xing immer mehr an Bedeutung. Gerade bei Initiativbewerbungen – egal ob als QuereinsteigerIn oder aus der Branche – ist das Personal Branding ein entscheidender Faktor.
Was schreibe ich in die Mail meiner Initiativbewerbung und was in den Betreff?
Die vermeintlich unwichtige Betreffzeile fällt dem Empfänger als erstes ins Auge. Deshalb sollte sie kurz und prägnant sein. Wichtig ist das Stichwort „Bewerbung“ oder „Initiativbewerbung“, aber unbedingt mit dem Zusatz der angestrebten Position, etwa „als Projektingenieurin“. Das hilft dem Empfänger, die E-Mail später eindeutig zuzuordnen, was auch bei mitgeschickten Anhängen wichtig ist: Dateinamen wie „Meine Bewerbung“ helfen PersonalerInnen wenig. Besser ist die Angabe von Namen, Jobbezeichnung und Unternehmen: „Bewerbung Linda Musterfrau_Projektingenieurin_Max Meier GmbH“.
In der E-Mail selbst sollten Sie nur kurz auf die gewünschte Stelle und das Unternehmen eingehen. Ein eleganter Schlusssatz ist der Hinweis auf die ausführlichen Bewerbungsunterlagen im Anhang: „In meinen beigefügten Bewerbungsunterlagen habe ich für Sie zusammengefasst, welche konkreten Kenntnisse und Erfolge ich in einer Funktion als Projektingenieurin in das Unternehmen Max Meier GmbH einbringen kann.“
Erfolgreiche Initiativbewerbung: Auf welche Fragen sollte ich mich bei einem Vorstellungsgespräch vorbereiten?
Erfreulicherweise sind bei den meisten Unternehmen heutzutage die Vorstellungsgespräche keine Verhöre mehr, sondern Dialoge, in denen es zunächst um ein gegenseitiges Kennenlernen geht.
Egal, welche Frage kommt: Beantworten Sie diese authentisch – aber erzählen Sie nur das, was Sie erzählen möchten. Auf Standardfragen nach den eigenen Stärken oder Schwächen sollten Sie eine Antwort parat haben. Interessant für die meisten PersonalerInnen ist es jedoch zu erfahren, wie Sie mit Problemen, schwierigen Situationen, mit Stress, Kritik usw. umgehen. Insbesondere bei Vorstellungsgesprächen, die aus einer Initiativbewerbung resultieren, ist die Frage zu erwarten, warum Sie sich genau bei diesem Unternehmen bewerben und welches Ziel Sie haben. Dies ist die Chance, noch einmal Ihre Motivation darzulegen, die Sie dazu bewogen hat, genau dieses Unternehmen zu wählen.
Einen sehr guten Eindruck vermitteln Sie im Gespräch, wenn Sie selbst Fragen stellen. Aber Achtung: Fragen Sie nicht nach Informationen, die Sie der Website bereits hätten entnehmen können, z.B. ob es Niederlassungen im Ausland gibt oder wieviel MitarbeiterInnen das Unternehmen hat. Auch mit Tabufragen, z.B. nach der Häufigkeit von Gehaltserhöhungen, befördern Sie sich schnell ins Aus. Überlegen Sie sich Ihre Fragen im Vorfeld, schreiben diese auf und machen Sie sich Notizen während des Gesprächs.
Autorin
Claudia Melzer
Consultant der EL-NET GROUP
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