Oktober, 2021, 4 Min
Christiane Hernández begleitet seit 15 Jahren, davon mehr als 10 Jahre bei EL-NET, Menschen dabei, ihr persönliches und berufliches Potenzial zu entdecken und sich erfolgreich neu zu positionieren.
Sie moderiert Team- und Führungskräfte-Workshops, um vom Personalabbau betroffenen Mitarbeitenden das nötige Selbstbewusstsein für eine erfolgreiche berufliche Neuorientierung zurückzugeben und agiert als Beraterin und Supervisorin in Organisationen.

Wir haben mit Christiane Hernández über Mosaikkarrieren gesprochen. Darüber, wie Personen ihre Mosaikkarrieren in einem Vorstellungsgespräch überzeugend und zielführend kommunizieren, inwiefern Personalverantwortliche und Führungskräfte davon profitieren, Menschen mit Mosaikkarrieren einzustellen und wie sie solche marktorientierten Ansätze des Karrieremanagements in ihrem Unternehmen integrieren können.
5 Fragen an Christiane Hernández
Der nachstehende Text basiert auf einem digital geführten Interview.
Christiane, du arbeitest in deiner Karriereberatung häufig mit Personen zusammen, deren Karrieren patchworkartig verlaufen. Woran liegt es, dass Karrierewege von Fach- und Führungskräften immer individueller werden und mehr und mehr einem Mosaik gleichen?
Die sogenannte Mosaikkarriere ist sowohl Ergebnis als auch Antwort auf die großen Veränderungen, die sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten in der Arbeitswelt vollzogen haben. Stichworte hierzu sind beispielsweise demografische Entwicklung, Globalisierung und Digitalisierung. Bei der Digitalisierung unserer Gesellschaft hat die Pandemie in den letzten beiden Jahren zusätzlich als Brandbeschleuniger gewirkt.
Wir erleben einen fundamentalen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel, der sich auch auf die Arbeitswelt auswirkt und darauf, dass sich Unternehmen und Mitarbeitende immer schneller an neue Entwicklungen anpassen müssen.
Was kann man sich konkret unter einer Mosaikkarriere vorstellen?
Unter einer Mosaikkarriere versteht man eine andere Form der Karriere, als diese klischeehafte, klassische Aufstiegs- oder auch Schornsteinkarriere. Mit einer Mosaikkarriere ist das Sammeln unterschiedlicher Erfahrungen auch in unterschiedlichen Rollen und unterschiedlichen Funktionsbereichen gemeint. Man ist beispielsweise mal ProjektleiterIn, mal SpezialistIn oder auch TeamleiterIn. Das kann über viele Jahre bei einem Arbeitgeber stattfinden – das sind in der Regel große Unternehmen – aber auch bei unterschiedlichen kleineren Arbeit- bzw. Auftraggebern, beispielsweise als Freelance. Die Aufstiegskarriere hingegen bezeichnet den strikten Weg nach oben. Karriere, gemeint als immer weiter, immer höher, in der Position, im Gehalt, im Status. Im Vergleich dazu beziehen sich Mosaikkarrieren weniger auf Status, sondern auf persönliche Entwicklungswege einer Person. Sprich, kein linearer Aufstieg, sondern ein Mosaik aus Erfahrungen und Kompetenzen, die ein attraktives Gesamtpaket ausmachen. Und ein lebensphasengerechtes Management der Arbeit und Sabbaticals sowie Lern- und Studienzeiten mit einbeziehen.
Wie kommunizieren Personen mit Mosaikkarrieren ihren Lebenslauf überzeugend und zielführend in einem Vorstellungsgespräch?
Bewerbende kommunizieren Mosaikkarrieren in Bewerbungsprozessen überzeugend, indem sie sich weniger auf einen chronologischen Lebenslauf beziehen, als eher auf den roten Faden, der durch ihr Mosaik führt. Das erarbeiten wir zum Beispiel mit unseren KlientInnen in der Beratung ganz deutlich heraus und akzentuieren dabei eben nicht nur diese geforderten fachlichen oder methodischen Fähigkeiten, sondern mehr noch die Kompetenzen. Das heißt, die Summe der Kenntnisse, Verhaltensweisen und das Potenzial, das den Menschen zur Verfügung steht. Entscheidend für den Bewerbungserfolg sind aus meiner Sicht die eigenen Kernkompetenzen, den Mehrwert, den Mann oder Frau eben diesen neuen Arbeitgebern bieten können und definitiv die innere Haltung, die einen überzeugenden Auftritt im Bewerbungsprozess überhaupt erst möglich macht. Unsere KlientInnen darauf vorzubereiten, das ist unser Job.
Inwiefern profitieren Personalverantwortliche und Führungskräfte, wenn Sie Personen mit Mosaikkarrieren einstellen?
Wenn Unternehmen zukunftsfähig sein und innovative Produkte oder Lösungen anbieten wollen, brauchen sie auch Mitarbeitende mit einem passenden MindSet. Wenn ich jetzt Vorteile unsortiert aufführen soll, dann wären das etwa, dass vielfältig aufgestellte Teams in der Regel besser aufgestellte Teams sind, es eine höhere Motivation der neuen bzw. der freien Mitarbeitenden gibt, sich eine höhere Innovationskraft entwickelt, weil das Out-of-the-Box-Denken viel besser funktioniert, es mutmaßlich eine verbesserte Kundenorientierung geben und eine spannendere Arbeitsatmosphäre erzeugt wird. Das ergibt wiederum ein anderes Employer Branding, ein passgenaueres Workforce-Management und gleichzeitig auch die Chance, Fachkräfte zu gewinnen und bei Bedarf auch zu entwickeln und/oder zu sichern.
Die Nachfrage von Personen mit Mosaikkarrieren ist deutlich höher als noch vor einigen Jahren, insbesondere in den Bereichen, in denen es um Zukunftsfähigkeit, innovative Produkte und moderne Themen geht. Das sind ganz viele StartUps und Unternehmen, die neu auf den Markt drängen, aber das sind eben auch große Unternehmen, die sich restrukturieren und neu aufstellen für den globalen Markt.
Wie können Personalfachleute aus dem HR solche marktorientierten Ansätze des Karrieremanagements integrieren und die interne Rekrutierung weiter stärken?
Indem Unternehmen gemeinsam mit allen Beteiligten eine neue Karrierekultur, beispielsweise diese Mosaikkarrieren-Kultur, anstreben und auch aktiv vorantreiben. Es gibt den berühmten Satz „Hire for attitude, train for skills“. Das findet hier seine Anwendung, weil es eben nicht mehr nur um die bekannten und seit vielen Jahren bewiesenen Fähigkeiten geht, sondern auch um die jeweilige Persönlichkeit mit ganz spezifischen Kompetenzen, ganz spezifischen Lebenssituationen und mit einer ausgeprägten Lernbereitschaft – und natürlich um die Rolle, die es im Team auszuführen gilt.
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