Selbstbewusstsein im Beruf stärken: 5 Fragen an Martina Seiz.
Highlights
September, 2022, 3 Min
Martina Seiz ist langjährig als Outplacement– und Karriereberaterin sowie als Coach in den Branchen High-Tech, Automotive, Maschinenbau und Finanzdienstleistung tätig. Als Partnerin bei der EL-NET GROUP setzt die studierte Juristin ihre Erfahrungen in Groß- und Einzelprojekten ein und begleitet Manager sowie Fach- und Führungskräfte bei der gezielten und tragfähigen beruflichen Neuorientierung. Sie war mehrere Jahre als Geschäftsführerin einer Bildungsakademie für die Qualifizierungen von Mitarbeitern verantwortlich und als Rechtsanwältin tätig. Heute nutzt sie diese Erfahrungen zielgerichtet in der Outplacement-Beratung und der Karriereentwicklung.
Wir haben mit Martina Seiz darüber gesprochen, inwiefern sich mangelndes Selbstbewusstsein im Beruf äußert. Lesen Sie in diesem Beitrag, welche Gründe häufig zu Selbstzweifeln im Beruf führen und welche Methoden unsere EL-NET Beraterin anwendet, um das Selbstbewusstsein im Beruf wieder zu stärken.
5 Fragen an Martina Seiz
Der nachstehende Text basiert auf einem digital geführten Interview.
Martina, Selbstbewusstsein im Beruf ist nicht selbstverständlich. BerufseinsteigerInnen aber auch langjährig Berufstätige kämpfen oft mit Selbstzweifeln und hinterfragen ihre individuelle Leistung. Wie äußert sich dieses mangelnde Selbstbewusstsein im Beruf?
Wer unter einem mangelnden Selbstbewusstsein im Beruf leidet, zweifelt in vielen Situationen an sich und seinen Fähigkeiten. Oftmals werden viel zu hohe Ansprüche an die eigene Leistung gestellt, was dann nicht selten zu einer Selbstüberforderung führt. Gerade auch bei BerufsanfängerInnen kommt die Angst hinzu, Fehler zu machen oder einem Vergleich mit anderen Mitarbeitenden nicht standhalten zu können. Eigene Erfolge werden relativiert, ein Lob kann nicht wirklich anerkannt werden, dafür wird konstruktive Kritik als sehr persönlich genommen. Daraus resultiert eine negative Einstellung zur eigenen Leistung, manchmal sogar zur Berufswahl.
Was sind typische Auslöser bei langjährig Berufstätigen, die zu Selbstzweifeln und mangelndem Selbstbewusstsein im Beruf führen?
Ein ganz typischer Auslöser ist die mangelnde Wertschätzung durch Vorgesetzte, aber auch durch KollegInnen. Weitere Gründe liegen oft darin, dass die eigenen Ressourcen durch Vorgesetzte nicht erkannt werden und dadurch die Mitarbeitenden bei Beförderungen übergangen oder sogar übersehen werden. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung fragen sich viele ältere Mitarbeitende, ob sie den neuen Anforderungen noch gewachsen sind und fühlen sich den jungen KollegInnen vielfach unterlegen.
Welche Methoden wendest du in deiner Beratung an, um das Selbstbewusstsein im Beruf zu stärken bzw. welche Tipps gibst du KlientInnen, die gerade auf Jobsuche sind und deren Selbstbewusstsein im Beruf geschwächt ist?
Ich arbeite sehr gerne mit Erfolgsstorys. Mein Tipp: Fokussieren Sie sich auf das, was Sie wirklich gut können. Um das herauszufinden, bitte ich meine KlientInnen, Situationen zu benennen, die problematisch waren. Dann stelle ich die Frage: Was haben Sie aktiv getan, um das Problem zu lösen? Am Ende steht dann das Ergebnis. Aus diesen Aktionen leite ich dann gemeinsam mit meinen KlientInnen Skills und Kompetenzen ab, auf die sie bei einem neuen Job besonders achten sollten.
Bei solch einer SWOT-Analyse geht es darum, sich sowohl seiner Stärken als auch seiner Schwächen bewusst zu werden und dann Chancen und Risiken für ein neues Aufgabengebiet abzuwägen. Auch hier mein Tipp: Besinnen Sie sich auf ihre Stärken und betonen diese. Überlegen Sie, wie Sie Schwächen evtl. durch eine Weiterbildung ausgleichen können und wollen.
Wie zeichnet sich starkes Selbstbewusstsein aus?
Gesundes Selbstbewusstsein zeichnet sich für mich durch Authentizität aus. Nobody is perfect! Stärken werden eingebracht, Schwächen angenommen, Fehler dürfen gemacht werden. Wichtig ist, dass man mit Freude und Engagement seinen Job ausfüllt.
Gesundes vs. ungesundes Selbstbewusstsein – hattest du auch schon KlientInnen, die sich deutlich überschätzt haben? Wenn ja, wie hat sich das geäußert und wie bist du hier in deiner Beratung vorgegangen?
Es gibt durchaus KlientInnen, die sich überschätzen. Aus meiner Erfahrung aber meist, weil sie meinen, auch neu hinzugekommene Anforderungen und Aufgaben erfüllen zu müssen, um ihren Job nicht zu verlieren. Das kann dann bis zum Burnout führen. Man kann keinen „Bauchladen“ an Wissen und Fähigkeiten mit sich herumtragen und meinen, alles zu können, auch wenn Flexibilität im Job sehr gefragt ist. In der Beratung gehe ich hier behutsam auf das Thema Abgrenzung /„Nein“ sagen ein. Jede/r Mitarbeitende ist nur dann wertvoll für ein Unternehmen, wenn er oder sie mit der richtigen Aufgabe befasst ist, sich wohlfühlt und motiviert diese Aufgabe erfüllt.
Entdecken Sie weitere Highlights:
Weiterbeschäftigung: Mit 66 Jahren zurück aus dem Vorruhestand?
Aufgrund des Fachkräftemangels setzen viele Unternehmen auf Weiterbeschäftigung + Redeployment. Hier kommen wir ins Spiel: Wir setzen auf die Motivationskraft unserer Coaches, die Mitarbeitende in Unternehmen begleiten und die Bereitschaft für Veränderung erzeugen.
Berufung finden: Eine Inspirationsquelle für berufliche Neuorientierung
Im Laufe des Lebens können sich neue Wege und Möglichkeiten auftun, insbesondere wenn man sich von inspirierenden Persönlichkeiten leiten lässt, die ihrer Berufung folgen. In diesem Beitrag erkunden wir die Bedeutung, die eigene Berufung zu finden.
Ab wann ist man zu alt für den Arbeitsmarkt?
Wie können QuereinsteigerInnen - unabhängig vom Alter - erfolgreiche Übergänge in verschiedene Berufe meistern und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?